Dennis Hackethal’s Blog

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Die gesellschaftliche, erzieherische, wirtschaftliche und politische Unterdrückung von Kindern

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Dies ist eine genehmigte (aber nicht geprüfte) Übersetzung des Artikels ›The social, educational, economic and political oppression of children‹, verfasst von Sarah Fitz-Claridge und veröffentlicht auf der Homepage von Taking Children Seriously (Kinder ernst nehmen). Man beachte, dass sich Verweise auf Gesetze sowie Rechte auf das Vereinigte Königreich beziehen – so ist im Text beispielsweise davon die Rede, dass kein Schulzwang bestehe, doch soweit ich weiß besteht dieser in Deutschland weiterhin. So oder so bin ich kein Jurist, und diese Übersetzung enthält keinerlei Rechtsberatung.


Aus dem Archiv: 1991

Die Auswirkungen der Regierungspolitik auf Kinder: Ein Überblick

Zusammenfassung

Ich werde argumentieren, dass altersspezifische Gesetze Kindern eher schaden als dass sie sie schützen, dass dies aber nur ein kleiner Teil des Problems ist. Der Großteil der Unterdrückung ist nicht auf die Regierungspolitik zurückzuführen, sondern auf die vorherrschenden gesellschaftlichen, erzieherischen und elterlichen Vorstellungen und Praktiken.

In der Regel wird davon ausgegangen, dass der beste Weg, Kinder zu schützen, sowohl in der Gesetzgebung als auch in der Erziehung darin bestehe, sich zu ihrem eigenen Wohl über ihre Wünsche hinwegzusetzen, indem man sie zum Beispiel daran hindert, Dinge zu tun, die sie später bereuen könnten. Ich werde diese Annahme kritisieren. Ich werde argumentieren, dass eine solche Politik Kinder zwar schützen soll, sie aber im Endeffekt unterdrückt, und dass jede Politik, die dazu führt, dass die Wünsche der Kinder in Bezug auf ihr eigenes Leben missachtet werden, den Kindern wahrscheinlich schadet. Ich werde das Argument, dass Kinder rechtlich entmündigt sein sollten, weil sie keine aussagekräftige Einwilligung geben können, widerlegen: Erwachsene sind rechtlich mündig, wenn sie wissen, was sie wollen, aber dieses Kriterium wird auf Kinder nicht angewandt. Wenn die Begriffe »Mündigkeit« und »Einwilligung« für Erwachsene und Kinder einheitlich verwendet werden, fällt das Argument, Kinder seien unmündig, in sich zusammen. Das Argument, Kinder seien weniger als vollwertige Menschen, die im Gegensatz zu Erwachsenen vor ihrer eigenen Unmündigkeit geschützt werden müssten, wird sich somit als ein Zirkelschluss erweisen. Ich werde einige Folgen für künftige Änderungen der Regierungspolitik erläutern: Änderungen, die im Namen des »Schutzes« eine Einschränkung der rechtlichen Autonomie von Kindern zur Folge haben, sind nicht wünschenswert. Die derzeitige rechtliche Diskriminierung von Kindern umfasst Gesetze gegen Kinderarbeit, Maßnahmen zur Durchsetzung der Anwesenheitspflicht in der Schule, die Tatsache, dass Kinder rechtlich keine Verträge abschließen dürfen, sowie die Tatsache, dass sie nicht das Recht haben, sich ihren Wohnsitz auszusuchen. In der Tat sind Kinder von vielen Rechten ausgeschlossen, die Erwachsene als selbstverständlich betrachten, wie zum Beispiel das Recht, nicht misshandelt zu werden. Ich werde die gesellschaftlichen, psychischen, wirtschaftlichen und erzieherischen Schäden aufzeigen, die diese Gesetze mit sich bringen. Darüber hinaus werde ich die Auffassung, es sei prinzipiell unmöglich, ein Rechtssystem zu konzipieren, das Kindern den notwendigen Schutz bietet und ihnen gleichzeitig dieselben Rechte wie Erwachsenen gewährt, widerlegen.

Geplante Gesetzesänderungen müssen im Hinblick auf die Popper’sche Idee analysiert werden, dass politische Maßnahmen aufgrund der Unvorhersehbarkeit zukünftigen Wissens wahrscheinlich unbeabsichtigte Folgen haben werden. Je drastischer die Änderungen sind, desto mehr unbeabsichtigte Folgen sind zu erwarten. Dies deutet darauf hin, dass Institutionen, die sich hin zur Berücksichtigung der Wünsche einzelner Kinder entwickeln, diese wahrscheinlich fördern, dass aber plötzliche, utopische Gesetzesänderungen angesichts des bestehenden Machtungleichgewichts zwischen Erwachsenen und Kindern für Letztere sehr schädlich sein können. Ich werde dies anhand von Beispielen verdeutlichen.

Ich werde behaupten, dass wirkliche Veränderungen in der Gesellschaft nur selten durch politische Veränderungen oder Gesetze herbeigeführt werden, sondern vielmehr durch einen Wandel der Haltung des Einzelnen bedingt sind. Der Schaden, der durch die Regierungspolitik angerichtet wird, ist zwar nicht zu leugnen, aber er ist dennoch nur ein kleiner Teil des Problems. Der Großteil der Unterdrückung von Kindern hat nichts mit der Regierungspolitik zu tun. Sie ist das Ergebnis von (bewussten wie unbewussten) Ideen, die in unserer Gesellschaft vorherrschen. Erwachsene, insbesondere Eltern und Lehrer, tragen weit mehr zur Unterdrückung von Kindern bei als Gesetze, und sie könnten den Großteil dieser Unterdrückung ganz legal unterlassen, wenn sie es wollten. Eltern sind gesetzlich nicht verpflichtet, ihre Kinder für ein breites Spektrum völlig legaler Handlungen zu bestrafen, und tun es dennoch. Eltern sind gesetzlich nicht verpflichtet, darauf zu bestehen, dass ihre Kinder bei ihnen wohnen, und dennoch berufen sich Eltern, deren Kinder andere Erziehungsberechtigte wünschen, in der Regel auf ihr gesetzliches Recht, die Kinder zur Rückkehr zu zwingen. Es ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, Kindern die Vereinigungsfreiheit zu verweigern, und doch verweigern viele Eltern ihren Kindern diese Freiheit. Es ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, Kinder zu schlagen, und doch tun viele Eltern dies im Namen der Disziplin. Es ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, Kindern zu Hause den Zugang zu Informationen zu verweigern, doch viele Eltern tun dies bis zum Äußersten. Eltern sind gesetzlich nicht verpflichtet, unwillige Kinder zu außerschulischen Aktivitäten wie Klavierunterricht und Pfadfindern zu zwingen. Ebenso wenig sind Eltern gesetzlich verpflichtet, ihre Kinder zum Schulbesuch zu zwingen, was die meisten aber trotzdem tun. Es gibt nicht einmal spezifische Anforderungen an die Bildung, die Kinder erhalten müssen, und dennoch machen einige Eltern ihren Kindern die Bildung auf verschiedenste Art und Weise unnötig schwer.

Ebenso gibt es keine gesetzlichen Bestimmungen, die darauf hindeuten, dass Lehrer ihre Schüler respektlos behandeln sollten. Das Gesetz schreibt nicht vor, dass Kinder Hausaufgaben machen müssen, oder dass Eltern sie zur Erledigung der Hausaufgaben zwingen sollten, wenn sie lieber etwas anderes täten. Es ist nicht das Gesetz, das Eltern und Lehrer dazu veranlasst, Kinder in eine Zwickmühle zu treiben, um sie so zu manipulieren, dass sie dem Willen der Erwachsenen entsprechen.

Ich werde die vorherrschenden Argumente für diese Arten von Zwang kritisch prüfen und einen alternativen Ansatz vorschlagen, der auf Einverständnis beruht.

Zusammenfassend bin ich der Meinung, dass wir die Auswirkungen der Regierungspolitik im breiteren Zusammenhang der umfassenden gesellschaftlichen, erzieherischen, wirtschaftlichen und politischen Entmachtung von Kindern verstehen müssen.


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