Ist es notwendig, Autorität abzulehnen?

Dies ist eine genehmigte (aber nicht geprüfte) Übersetzung des Artikels ›Is it necessary to reject authority?‹, verfasst von Sarah Fitz-Claridge und veröffentlicht auf der Homepage von Taking Children Seriously (Kinder ernst nehmen). Ich bin ebenfalls Übersetzer des Buches Der Anfang der Unendlichkeit von David Deutsch, auf das Fitz-Claridge verweist.

Ist es […] nicht gut, dass wir nicht für immer an die pessimistische Untergangsstimmung eines schlechten Moments gekettet sind? Dass wir immer wieder erkennen können und auch erkennen, dass derartige Theorien über unsere Wahrnehmungen falsch waren und dass doch nicht alles verloren ist? Wenn alles in Frage gestellt werden kann und wir nichts und niemanden als Autorität ansehen, sind wir in der Lage, Fehler zu korrigieren, die uns sonst in einem unglücklichen Zustand festgehalten hätten.

Ist es notwendig, Autorität abzulehnen?

Die Ablehnung von Autorität in Bezug auf ein bestimmtes Thema ist im Grunde eine Vorbedingung für die Lösung von Problemen, die mit diesem Thema zusammenhängen.¹ Autorität bedeutet, dass Ideen als immun gegen Kritik oder Veränderung betrachtet werden. Das bedeutet, dass keinerlei Fehler in diesem Bereich korrigiert werden können. Die Ideen sind festgefahren; verschanzt. Sie können nicht in Frage gestellt werden. Wenn also ein Problem in einem Bereich auftritt, in dem wir Autorität nicht ablehnen, können wir es nie lösen. Wir sind dauerhaft blockiert.

Aber wenn wir alle Formen von Autorität ablehnen würden, müssten wir auch die Autorität unserer persönlichen Wahrnehmung ablehnen. Sobald wir diese ablehnen, gibt es keinen einzigen Bereich mehr, in dem wir als Autorität auftreten können.

Das ist auch gut so, und notwendig. Unsere persönliche Wahrnehmung ist nicht maßgeblicher als alles andere. Was wir für unsere Wahrnehmung halten, hängt wie alles andere auch davon ab, wie wir es interpretieren. Beachten Sie, wie negativ Sie ein bestimmtes Ereignis oder einen bestimmten Umstand erleben, wenn Sie beispielsweise unter Schlafmangel leiden und mit einer schweren Krankheit oder einem stressigen Rechtsstreit konfrontiert sind, es aber völlig anders erleben, wenn dasselbe Ereignis oder derselbe Umstand eintritt während Sie ausgeruht sind und das Leben ansonsten gut verläuft. Beachten Sie, dass Sie das Verhalten einer Person, die Sie lieb haben, meistens höchst amüsant und liebenswert finden mögen, doch wenn Sie einen besonders schlechten Tag haben, könnten Sie genau dieses Verhalten als lästig empfinden. Oder vielleicht auch nicht! Vielleicht bringt es Sie sogar zum Kichern und Sie fühlen sich besser! Es hängt davon ab, wie Sie alles interpretieren.

Der Punkt ist folgender: Unsere Wahrnehmung ist keine einfache, festgelegte, interpretationsfreie Sache. Es ergibt also keinen Sinn, einen Bereich zu wollen, »in dem wir als Autorität auftreten können«, und diejenigen unter uns, die Kinder ernst nehmen möchten, lehnen diesen Gedanken ab.

Bitte beachten Sie, dass ich dies nicht als Autorität sage. Sie werden es dann akzeptieren wollen, wenn Sie es angesichts der Stärke des Arguments (das in den philosophischen Schriften von Karl Popper sowie in The Fabric of Reality und Der Anfang der Unendlichkeit von David Deutsch ausgeführt wird) für wahr halten.

Die Einsicht, dass es keine Autorität gibt, dass das Wissen auf Vermutungen beruht und dass der Mensch in jeder Hinsicht fehlbar ist, ist tatsächlich sehr befreiend. Ist es im Hinblick auf unsere eigenen Wahrnehmungen nicht gut, dass wir nicht für immer an die pessimistische Untergangsstimmung eines schlechten Moments gekettet sind? Dass wir immer wieder erkennen können und auch erkennen, dass derartige Theorien über unsere Wahrnehmungen falsch waren und dass doch nicht alles verloren ist? Wenn alles in Frage gestellt werden kann und wir nichts und niemanden als Autorität ansehen, sind wir in der Lage, Fehler zu korrigieren, die uns sonst in einem unglücklichen Zustand festgehalten hätten.

Dieser Artikel könnte Sie ebenfalls interessieren: ›Wie erzieht man ein Kind zum Glauben an die Freiheit?‹